Gedanken

Persönliche Abrechnung mit 38 Jahren Kirchenzugehörigkeit

Ich fühle mich wohl in der Kirche…Ich habe meine Probleme mit der Kirche…
…weil sie es immer wieder schafft, Heimat für Menschen zu sein und sie zu tragen.…weil sie es immer weniger schafft, mich als Suchenden anzusprechen.
…weil ich in ihren Gruppen offenes Aufeinanderzugehen und Annehmen der Menschen gefunden habe.…weil ich in ihr Gruppen erlebt habe, in denen Gleichmacherei Menschen zu kurz kommen ließ.
…weil ich in ihr wichtige Erfahrungen von Gemeinschaft und Vertrauen gemacht habe.…weil es manchmal Leute gab, die mir gruppendynamische Vorgänge als religiöses Erlebnis verkaufen wollten bzw. verkauft haben.
…weil ich mein Christsein oft mit meiner Musik ausdrücken und mich so einbringen kann.…weil es einen Bischof gibt, der wusste, dass genau dieser Ausdruck meiner Religiosität vom Satan durchsetzt sei.
…weil es Leute gibt, die mich verstehen, wenn ich oft mit dem Christlichsein so meine Probleme habe.…weil mein Ringen um den Glauben oft nicht wichtig war, und ich über Einreden von Schuldgefühlen auf den richtigen Weg gebracht werden sollte.
…weil es Menschen in ihr gibt, die Regeln für mich mit Leben erfüllen können.…weil es Leute in ihr gibt, die durch ihren übertriebenen Ordnungssinn viele verschrecken und auf das, was Kirche lebendig macht, total vergessen.
…weil ich Christen getroffen habe, die mir durch ihr Leben eine Vorahnung von Erlöstsein und Auferstehung vermitteln konnten.…weil ich Christen kennengelernt habe, die mir nicht mehr vermitteln konnten, als dass ein ordentlicher Rausch mehr mit Erlösung zu tun haben muss als Christsein.

 
UNENTSCHIEDEN?
 
„Ich bin bei euch alle Tage…“
 
Das habe ich in der Kirche trotz Negativem erleben dürfen.
Und ich erlebe es immer wieder.
 
ICH BLEIBE!
 
(Wolfgang Rohorzka)

Unterbrich mich nicht, Herr, ich bete … 

Beter:Vater unser, der du bist im Himmel…
Gott:Ja?
Beter:Unterbrich mich nicht! Ich bete.
Gott:Aber du hast mich doch angesprochen!
Beter:Ich dich angesprochen? Äh … eigentlich nicht. Das beten wir eben so: Vater unser, der du bist im Himmel.
Gott:Da, schon wieder! Du rufst mich an, um ein Gespräch zu beginnen, oder? Also, um was geht es?
Beter:Geheiligt werde dein Name …
Gott:Meinst du das ernst?
Beter:Was soll ich ernst meinen?
Gott:Ob du meinen Namen wirklich heiligen willst. Was bedeutet das dann?
Beter:Es bedeutet … es bedeutet … meine Güte, ich weiß nicht, was es bedeutet! Woher soll ich das wissen!
Gott:Es heißt, dass du mich ehren willst, dass ich dir einzigartig wichtig bin, dass dir mein Name wertvoll ist.
Beter:Aha. Hm. Ja, das verstehe ich. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden…
Gott:Tust du was dafür?
Beter:Dass dein Wille geschehe? Natürlich, ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst, ich zahle Kirchensteuer und Missionsopfer.
Gott:Ich will mehr: dass dein Leben in Ordnung kommt, dass deine Angewohnheiten, mit denen du anderen auf die Nerven gehst, verschwinden, dass du von anderen und für andere Menschen denken lernst; dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, auch dein Vermieter und dein Chef. Ich will, dass Kranke geheilt, Hungernde gespeist, Trauernde getröstet und Gefangene befreit werden, denn alles, was du diesen Leuten tust, tust du doch für mich.
Beter:Warum hältst du das ausgerechnet mir vor? Was meinst du, wie viele stinkreiche Heuchler in der Kirche sitzen. Schau sie dir doch an!
Gott:Entschuldige! Ich dachte, du betest wirklich darum, dass mein Wille geschieht. Das fängt nämlich ganz persönlich bei dem an, der darum bittet. Erst wenn du dasselbe willst wie ich, kannst du ein Botschafter meines Zeichens sein!
Beter:Das leuchtet mir ein. Kann ich jetzt einmal weiterbeten? Unser tägliches Brot gib uns heute….
Gott:Du hast Übergewicht, Mann! Deine Bitte beinhaltet die Verpflichtung, etwas dafür zu tun, dass Millionen Hungernder dieser Welt ihr tägliches Brot bekommen.
Beter:Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…
Gott:Und Heinz?
Beter:Heinz? Jetzt fang auch noch von dem an! Du weißt genau, dass er mich öffentlich blamiert, dass er mir jedes Mal so arrogant gegenübertritt, dass ich schon wütend bin, bevor er seine herablassenden Bemerkungen äußert. Und das weiß er auch! Er nimmt mich als Mitarbeiter nicht ernst, er tanzt mir auf dem Kopf herum, dieser Typ hat…
Gott:Ich weiß, ich weiß. Und dein Gebet?
Beter:Ich meinte es nicht so.
Gott:Du bist wenigstens ehrlich. Macht dir das eigentlich Spaß, mit soviel Bitterkeit und Abneigung im Bauch herumzulaufen?
Beter:Es macht mich krank.
Gott:Ich will dich heilen. Vergib Heinz und ich vergebe dir. Vielleicht verlierst du Geld; ganz sicher verlierst du ein Stück Image, aber es wird dir Friede ins Herz bringen.
Beter:Hm! Ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden kann.
Gott:Ich helfe dir!
Beter:Und führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich von dem Bösen…
Gott:Nichts lieber als das! Bitte vermeide Personen und Situationen, durch die du versucht wirst.
Beter:Wie meinst du das?
Gott:Du kennst doch deine schwachen Punkte. Unverbindlichkeit, Finanzverhalten, Aggression, Erziehung. Gib dem Verursacher keine Chance.
Beter:Ich glaube, das ist das schwierigste Vaterunser, das ich je betete. Aber es hat zum ersten Mal mit meinem alltäglichen Leben etwas zu tun.
Gott:Schön, wir kommen vorwärts. Bete ruhig zu Ende.
Beter:Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gott:Weißt du, was ich herrlich finde? Wenn Menschen wie du anfangen, mich ernst zu nehmen, echt zu beten, mir nachzufolgen und dann das zu tun, was mein Wille ist, wenn sie merken, dass ihr Wirken für das Kommen meines Reiches sie letztlich selbst glücklich macht.


(unbekannter Autor; gefunden in einer niederösterreichischen Studentenzeitschrift)
 

Wenn wir vollkommen wären
 
Wenn wir vollkommen wären, hätten wir einander nicht nötig.
Weil ich schwach bin, brauche ich deine Anerkennung.
Weil ich Fehler habe, brauche ich dein Verständnis.
Weil ich unsicher bin, will ich von dir akzeptiert werden.
 
Wenn wir vollkommen wären, hätten wir einander nicht nötig.
 
Vollkommenes bedarf keiner Ergänzung.
Fertiges bedarf keiner Entwicklung.
Vollendetes bedarf keiner Veränderung.
Unsere Fehler sind treibende Kräfte für unsere Ehe.
Unsere Spannungen machen unsere Liebe dynamisch.
Unsere Konflikte zeigen, ob unsere Beziehung tragfähig ist.
Weil wir wandelbar sind, können wir einander verwandeln.
Weil wir unvollkommen sind, können wir einander lieben.
 
Wenn wir vollkommen wären, hätten wir einander nicht nötig.
 
(aus: Josef Dirnbeck, Unser Ja, Verlag Styria)

Ich glaube, ….

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer
nicht vergeblich sind,
und dass Gott es nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden,
als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein
zeitloses Schicksal ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten
wartet und antwortet.
 
(Dietrich Bonhoeffer)

Inserat
 
Ein Mensch wird gesucht,
einer unter drei Milliarden:
Größe und Aussehen unwichtig,
Bankkonto und Wagentype nebensächlich.
Geboten wird
eine interessante Tätigkeit.
Gefordert wird
unmenschlich viel:
Mehr hören
als reden,
mehr verstehen
als richten,
mehr helfen
als klagen.
Ein Mensch wird gesucht.
Für Dankbarkeit
wird keine Garantie übernommen.
Sollten Sie
sich der Arbeit gewachsen fühlen,
melden Sie sich
bitte so bald wie möglich
beim Nächstbesten!

Konkret gefragt

Man trat
für die unterentwickelten Völker ein.
Man sprach
von notwendigen sozialen Reformen.
Man forderte
Maßnahmen und Gesetzesnovellen.
Man betonte
die Einheit im Grundsätzlichen.
Man war sich
über die Verpflichtung zur Menschlichkeit im Klaren.
Man verweilte
mit Genuss beim Allgemeinen.
 
Als einer konkret fragte,
wer
denn jetzt bereit sei und
wofür
er sich einsetzen lasse,
entschuldigte sich einer nach dem anderen.
So war es nicht gemeint.

Leben!
 
Mein Freund Thomas, der Postbeamte,
erzählte die Geschichte:
Jeden Morgen
gegen halb zehn
kam die alte Dame
ins Postamt
und kaufte eine Briefmarke
klebte sie auf einen Briefumschlag
und warf ihn in den Kasten.
Jeden Morgen
machte sie das so.
Nach Tagen
kam der Brief immer wieder zurück:
„Empfänger unbekannt“.
So ging das über viele Jahre;
mein Freund besuchte eines Tages
die alte Dame
und sprach mit ihr
und merkte
wie einsam sie war
und
er schrieb
ihr einen kleinen Brief
und nie wieder
kam ein Brief zurück:
„Empfänger unbekannt“.
Sie hatte einen Brief
sie hatte einen Menschen
sie hatte ein Wort
und sie konnte leben.
Leben!

Nur für heute

nur für heute
werde ich mich bemühen, den tag zu erleben,
ohne das problem meines lebens
auf einmal lösen zu wollen.
nur für heute werde ich etwas tun,
wozu ich eigentlich keine lust habe.
nur für heute werde ich mich vor zwei übeln hüten:
vor der hetze und der unentschlossenheit.
nur für heute werde ich glauben
– selbst, wenn die umstände das gegenteil zeigen sollten -,
dass gott für mich da ist.
ich will mich nicht entmutigen lassen durch den gedanken,
ich müsste dies alles mein ganzes leben durchhalten.

Johannes XXIII., geistliches Tagebuch

Die Sache mit der Liebe 

Die Sache mit der Liebe ist gar nicht so einfach.
Für Gott nicht.
Als er wollte, dass die Menschen frei sind,
haben sie einander erschlagen,
Gott ausgelacht und die Schöpfung missbraucht.
Dann kam die große Flut.
Und Gott hat neu angefangen.

Die Sache mit der Liebe ist gar nicht so einfach.
Für Gott nicht. Für die Menschen nicht.
Er wollte – nach wie vor – dass sie frei sind.
Als er sie durch die Wüste führt, rebellierten sie,
und im Gelobten Land haben sie seine Gebote vergessen.
So hat er sie ins Exil geführt –
Aber ihnen den Messias versprochen.

Die Sache mit der Liebe ist gar nicht so einfach.
Die einen haben Jesus ans Kreuz geschlagen.
Die anderen ihn als Gottessohn angenommen.
Jahrtausende gehen sie schon mit ihm durch die Welt –
Und haben in seinem Namen aufgebaut
und zerstört.
Aber Gott gibt nicht auf mit dieser Liebe:

Er fängt immer wieder damit an…

Bischofsvikar Anton Berger

Jack und Bob

Jack schaute kurz noch einmal auf sein Tacho, bevor er langsamer wurde: 73 in einer 50er Zone. Das vierte mal in gleicher Anzahl von Monaten. Wie konnte ein Typ denn so oft erwischt werden ?

Als er sein Auto auf 10 km/h abbremste, fuhr Jack rechts ran. Lass den Polizisten doch wieder einmal herummoppern über seinen Fahrstil. Vielleicht würde ein noch schnellerer Autofahrer an ihnen vorbei flitzen, an dem der Bulle mehr Interesse hätte. Der Polizist stieg aus seinem Auto aus, mit einem dicken Notizbuch in der Hand. Bob? Bob aus der Kirche?

Jack sank tiefer in seinen Sitz. Das war nun schlimmer als der Strafzettel. Ein christlicher Bulle erwischt einen Typen aus seiner eigenen Kirche.

Ein Typ der etwas angespannt war, nach einem langen Tag im Büro. Einen Typen der morgen Golf spielen wollte. Als er aus seinem Auto sprang erblickte er den Typen, den er jeden Sonntag in der Kirche sah. Er hatte den Mann in Uniform gesehen.

„Hi Bob. Komisch, dass wir uns so wieder sehen !“

„Hallo Jack.“ Kein Lächeln.

„Ich sehe Du hast mich erwischt in meiner Eile nach Hause zu kommen,um meine Frau und Kinder zu sehen.“

„Ja, so ist das.“ Bob schien unsicher zu sein. Gut. „Ich bin die Tage erst sehr spät aus dem Büro gekommen. Ich denke auch, dass ich die Verkehrsregeln nun mehr als einmal gebrochen habe.“

Jack schoss einen Kieselstein an die Bordsteinkante.

„Diane erwähnte etwas von Roast Beef und Kartoffeln heute Abend. Verstehst Du, was ich meine ?“
„Ich weiß, was Du meinst. Ich weiß auch, dass Du ein Gesetz soeben gebrochen hast.“

Aua. Dies geht in die falsche Richtung. Zeit die Taktik zu ändern.

„Bei wie viel hast Du mich erwischt ?“
„Siebzig. Würdest Du Dich bitte wieder in Dein Auto setzen ?“
„Ach Bob, warte bitte einen Moment. Ich habe sofort gecheckt, als ich Dich gesehen habe ! Ich habe mich auf 65 km/h geschätzt !“

Ich konnte mit jedem Strafzettel besser lügen.

„Bitte Jack, setz Dich wieder in Dein Auto.“

Genervt quetschte Jack sich durch die noch immer offene Türe. Ein Knall. Türe zu. Er starrte auf sein Armaturenbrett. Bob war fleißig am Schreiben auf seinem Notizblock. Warum wollte Bob nicht Führerschein und Papiere sehen? Was auch immer der Grund war, es würde einen Monat an Sonntagen vergehen, bis er sich in der Kirche wieder neben diesen Polizisten sitzen würde.

Bob klopfte an die Tür. Er hatte einen Zettel in der Hand. Jack öffnete das Fenster, maximal 5 cm, gerade genug, um den Zettel an sich zu nehmen. Bob gab ihm den Zettel durch. „Danke.“ Jack konnte die Enttäuschung nicht aus seiner Stimme halten.

Bob setzte sich wieder ins Auto ohne ein Wort zu verlieren. Jack wartete und schaute durch seinen Spiegel zu. Dann faltete er den Zettel auf.

Was würde ihn dieser Spaß wieder kosten ? Hey ! Warte mal ! War das ein Witz?

Dies war kein Strafzettel.

Jack las: „Lieber Jack, ich hatte einmal eine kleine Tochter. Als sie sechs Jahre alt war, starb sie bei einem Verkehrsunfall. Richtig geraten ——- der Typ ist zu schnell gefahren. Einen Strafzettel, eine Gebühr und drei Monate Knast und der Mann war wieder frei. Frei um seine Töchter wieder in den Arm nehmen zu dürfen. Alle drei konnte er wieder liebhaben. Ich hatte nur eine und ich werde warten müssen, bis ich in den Himmel komme, bevor ich sie wieder in den Arm nehmen kann.

Tausend Mal habe ich versucht diesem Mann zu vergeben.
Tausend Mal habe ich gedacht ich hätte es geschafft.
Vielleicht habe ich es geschafft, aber ich muss immer wieder an sie denken. Auch jetzt. Bete bitte für mich. Und sei bitte vorsichtig, Jack. Mein Sohn ist alles was ich noch habe. Bob“

Jack drehte sich um und sah Bobs Auto wegfahren. Er fuhr die Straße wieder runter.

Jack schaute bis er nicht mehr zu sehen war. Ganze 15 Minuten später kehrte er um und fuhr langsam nach Hause. Er betete um Verzeihung und zu Hause angekommen nahm er seine überraschte Frau und Kinder in den Arm und drückte sie ganz fest.

Das Leben ist so wertvoll. Behandle es mit Sorgfalt. Dies ist eine sehr wichtige Nachricht, bitte gib sie weiter an alle anderen Freunde.

Fahr vorsichtig und mit Verständnis anderen gegenüber. Vergiss nie, Autos kann man wieder kaufen-so viele man will. Menschenleben aber……

So war es doch einmal, oder?

Vor allem ältere oder am Land aufgewachsene Menschen erinnern sich noch an die Zeit, als man den Herrn Pfarrer samt Kirche „auf Händen“ trug.

Mag diese Stellung der Kirche und ihrer Würdenträger ihren Platz in der Geschichte gehabt haben, heute finden die meisten Menschen dafür kein Verständnis mehr.
Im Gegenteil, stößt der eine oder die andere auf Spuren solchen Gehabens in der Gesamtkirche wie in der Pfarrkirche vor Ort, ergibt sich in vielen Fällen folgendes Bild:

Mir reicht’s!

Ersehnt ist heute vielmehr eine Kirche nach dem Vorbild Mutter Teresas, eine Kirche, die dient inmitten der Menschen, eine Kirche, die barmherzig ist und durch ihre Glaubensstärke leuchtet.
Genau wegen dieser Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln, nachzulesen in der Bibel, besonders im Neuen Testament, starteten die Verantwortungsträger der Kirche beim 2. Vatikanischen Konzil (1962 – 1965).Dabei wurde auch die Wichtigkeit der sogenannten Laien hervorgehoben. Alle Getauften gehören zur Kirche und sind Kirche. Alle sollen sich daher gemäß ihren Möglichkeiten und Talenten in diese Kirchengemeinschaft zum Wohl aller und zum Lob Gottes einbringen.
Mancherorts war die Reaktion enthusiastisch. Christinnen und Christen nahmen quasi die Zügel in die Hand.
Doch wo Menschen eingebunden werden, wachsen auch Spannungen, und es gibt Differenzen, die manchmal zur Zerreißprobe werden.
Wir alle haben unsere Erfahrungen in der Kirche, mit gewissen Einstellungen, kirchlichem Personal etc.; manchmal sehr hautnah, manchmal über die Medien vermittelt; in lieber, positiver Erinnerung oder abstoßend, negativ …


Welches Kirchenbild, Bild der Pfarrgemeinde könntest daher du zeichnen? Und wo kommst du darin vor?


Übrigens: Wenn du es nicht nur im Kopf, sondern tatsächlich zeichnen oder aufschreiben solltest, sende es bitte an die Redaktion unserer Homepage (siehe Impressum)!

PS: Es gibt ein Kirchenbild, das nennt sich „Kirche als das pilgernde Volk Gottes“. Sich der eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten bewusst, sind die ChristInnen in stetiger Erneuerung ihrer liebenden Gesinnung zu ihrem Ziel unterwegs – zu Gott. In diesem Sinne „Kirche unterwegs“ zu sein, ist ein Lebensaufgabe.

PASS Klaus Eichardt-Ackerler (Antoniusbote 2/02) – mit freundlicher Genehmigung

Zeugenisse, Prüfungen und Ferienstimmung

Am letzten Schultag kommt man mit einem Zeugnis heim. Das Zeugnis stellt sich keiner selbst aus. Aber es beruht auf dem, was einer gezeigt hat. Die Noten im Zeugnis sind meist das Ergebnis von Prüfungen.

Das Zeugnis aus der Schule ist nicht das einzige Zeugnis, auf das es im Leben ankommt. Es ist auch nicht die wichtigste Art von Zeugnis.

Auch im Glauben sprechen wir vom Zeugnis. Es waren von Anfang an Zeuginnen und Zeugen, die die Botschaft von Jesus und die Freude über seine Auferstehung verbreitet haben.

Wer Zeuge ist, muss den Betreffenden kennen, über den er etwas aussagt. Wer Zeugin oder Zeuge von Jesus sein will. Muss ihn kennen, mit ihm in Verbindung sein.

Ein Zeuge muss glaubwürdig sein. Bei einem Zeugen vor Gericht muss die Aussage beweisbar sein und überprüfbar. Bei einem Zeugen im Leben kommt es auf die Echtheit an. Lebt dieser Mensch das, was er sagt? Dann wird sein Zeugnis glaubwürdig.

Wie beim Zeugnis in der Schule ist auch das Zeugnis im Leben und im Leben gar nicht selten das Ergebnis von Prüfungen. Das Leben hat so seine Prüfungen. Etwas muss sich auf die Dauer bewähren. Etwas muss durchgestanden werden. Was nur dann funktioniert, wenn es ganz leicht geht und wenn es allen passt, ist nicht von Dauer.

Menschen, die solche Prüfungen hinter sich haben, können gute und glaubhafte Zeuginnen und Zeugen sein für die Hoffnung, die sie erfüllt.

Christsein hat mit Zeugnis zu tun. Aber es hat auch mit Ferien zu tun. Vor Gott zählt nicht nur die Leistung. Vor Gott zählt das Sein. Gott hat eine Welt geschaffen, an der wir Freude haben können. Genießen wir sie, falls uns Ferienzeit gegönnt ist.

(Dr. Herbert Messner – Sonntagsblatt/Diözese Graz-Seckau)

Du sollst ein Segen sein

Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an eine kleine, unscheinbare Gewohnheit: jeden Morgen wenn ich mit meinen zwei Brüdern zur Schule aufbrach, zeichnete uns meine Mutter mit Weihwasser ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Das war ein fester Brauch, der zum morgendlichen „Programm“ einfach dazugehörte.

Erst Jahre später, während meiner Ausbildung zur Pastoralassistentin ist mir die Bedeutung dieser kleinen „Gewohnheit“ bewusster geworden. Mit diesem morgendlichem Kreuzzeichen, wollte meine Mutter wohl den Wunsch ausdrücken, dass wir tagsüber, wenn sie nicht an unsrer Seite sei konnte, von Gott gesegnet sein mögen. Diese Segensgeste begleitete und prägte meine Kindheit. Im Laufe meines weiteren Lebens sind mir jedoch auch andere Situationen untergekommen, wo Menschen mit einem Kreuzzeichen den Segen Gottes erbaten: so zum Beispiel bei der ersten Begegnung mit einem Neugeborenen, wenn jemand zu einer längeren Reise aufbrach oder auch bei der letzten Begegnung mit einem Menschen in der Todesstunde. Die Haltung des Segens vermag so bei vielen wichtigen Lebensetappen das Geschehen deuten und Orientierung anzubieten.

Segnen – Gutes zusagen

Was vollziehen wir nun aber, wenn wir einen Segen empfangen oder auch an jemanden weitergeben? Im Lateinischen heißt segnen „ benedicere“, was so viel bedeutet wie „Gutes zusagen“, Wenn ich gesegnet werde, dann wird mir Gues zugesagt. Jedoch nicht irgendetwas Gutes, sondern das Gute schlechthin. Gott – so lautet der Wunsch der hinter allen Segenswünschen liegt – möge mich mit seiner Güte begleiten und meine Füße auf den Weg des Guten lenken.

In der katholischen Kirche gibt es einen Segen, der Priestern, Bischöfen oder auch dem Papst vorbehalten ist. Das Weitergeben dieser Zusage ist aber allen getauften und gefirmten Christen aufgetragen und bereits im Alten und Neuen Testament verankert. Besonders beeindruckend ist für mich hier die Stelle im Buch Genesis, wo der alte Abraham von Gott aufgefordert wird sein Land zu verlassen und in das Land aufzubrechen, das er ihm zeigen wird. Dabei begleitet ihn Gott mit den Worten: „Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“ (Gen 12,2b – 3)

Gottes Zärtlichkeit spüren

Viele Segensgesten umfassen mehr als Worte. Sie werden sehr oft durch ausgestreckte Arme unterstützt und finden auch im wahrsten Sinne des Wortes eine, „berührenden“ Ausdruck. Jemandem behutsam die Hände auf die Stirn zu legen und ihn zu segnen, kann etwas von der Nähe und Zärtlichkeit Gott4es spürbar machen. Durch die Berührung kann mir bewusst werden, dass hier wirklich ich gemeint bin mit allem was mich ausmacht. Im Segnen drückt sich eine intensive Beziehung aus: eine Beziehung zwischen zwischen demjenigen, der segnet und demjenigen, der gesegnet wird, aber mehr noch die Beziehung zwischen beider zu Gott. Das Fundament einer Segenshandlung ist  somit das Vertrauen auf Gottes Nähe und auch Wirkmacht und die Bereitschaft sich in seine Hand fallen zu lassen.

Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade

Auf die Frage, wie denn ein Segen wirke und wo sich der „Erfolg“ eines Segens ablesen lasse, werden wir wohl kaum eine passende Antwort anbieten können. Ja, selbstverständlich wirkt ein Segen, sonst  würden wir nicht jede Eucharistiefeier damit abschließen. Aber ei Segensgebet ist keine magische Formel, es ist vielmehr ein Geschehen nahe verwandt dem, was wir Gnade nennen. Denn kann man Segen nicht machen, man kann ihn nur empfangen und weitergeben. Letztlich entzieht er sich aller Planung. Und nicht selten, so die paradoxe Beobachtung, tritt seine „Wirkung“ später, oder auch ganz anders ein, als ich mir das gewünscht bzw. erwünscht habe.

Ein „Programm“ für den Alltag

Vielleicht haben Sie nun  ein wenig den Eindruck gewonnen,  dass Segen etwas für religiöse Profis“ ist. Für mich trifft  jedoch das Gegenteil zu:
segnen kann jeder, der erfährt, dass das Leben, mit all dem was es uns zu bieten hat und uns auch abverlangt, unseren Horizont übersteigt.

Und das passiert oft genug mitten im Alltag, in scheinbar ganz unscheinbaren Momenten, so zum Beispiel wenn morgens die Kinder das Haus verlassen, um zur Schule zu gehen…